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Sendereihe Kinderverschickungen

Scala TV - online
10
Mai

Scala Kultur

Stuttgarter Strasse 2
71638 Ludwigsburg

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Beginn: 19:00

Wie aus Aufarbeitung Verantwortung erwächst

Vierteilige ScalaTV Sendereihe 2022 / 2023

Mi 23.11.22        19:00 Uhr    Was Selbsthilfe bewirkt

Mi 18.01.23        19:00 Uhr    Wie aus Ohnmacht Stärke wird

Di 07.03.23        19:00 Uhr    Wie sich Betroffene und Institutionen selbst schützen

Mi 10.05.23        19:00 Uhr    Wie aus Aufarbeitung Verantwortung erwächst

Videos der vergangenen Sendungen

Wie Kurheime für Kinder zum Albtraum wurden

Die Ziele klingen verlockend: Nordsee, die bayrischen Berge, die Schwäbische Alb oder der Schwarzwald. Sechs Wochen Kinderkur, das scheint so harmlos. Etwa acht Millionen Kinder wurden von den frühen 1950er Jahren bis weit in die 1980er Jahre in etwa 1000 Heime in Kindererholung geschickt. Manchmal aus medizinischen Gründen, oft aber auch ohne. Viele wurden verschickt, weil es noch freie Kurplätze gab in der Kindergesundheitsfürsorgeindustrie, an der Krankenkassen, Rentenversicherung, kirchliche und weltliche Träger, Jugendämter und Wohlfahrtsverbände beteiligt waren. Es gab Ärzte, die fanden in den entlegenen Kurheimen ideale Rahmenbedingungen, um an Kindern Medikamente zu erproben.

Die Mehrzahl der ehemaligen Verschickungskinder erlebte in den Heimen eine schlimme Zeit, in der sie sich oft in den Schlaf weinten und nicht getröstet wurden. Das Wort Heimweh schönt und verharmlost dieses bisher nichterzählte und aufgearbeitete Kapitel der deutschen Nachkriegsgeschichte extrem. Die Kur war für viele eine Zeit, in der sie sich ohnmächtig einer schwarzen Pädagogik ausgeliefert fühlen. Sie erlebten Demütigungen, seelische Gewalt und manchmal auch körperliche – von Esszwang bis zum Verbot, nachts auf die Toilette gehen zu dürfen. Viele fragen sich bis heute, warum ihre Eltern, die doch eigentlich nur das Beste für ihre Kinder wollten, ihnen das angetan haben.  Bis vor Kurzem haben viele ihren Erinnerungen nicht getraut und dachten, nur ihnen sei es so ergangen.

Durch die Gespräche mit anderen und durch erste Archivfunde, die die Missstände belegen, merken die heute erwachsenen Verschickungskinder: sie waren nicht die Einzigen und das Ganze hatte System. Es geht um historische Kontinuitäten in Medizin und Pädagogik, wirtschaftlichen Profit der Beteiligten, um die bis in die Gegenwart reichenden Folgen dieser oft traumatischen Erlebnisse und um eine bis heute nicht gelebte Trauer über diese frühen Kindheitserlebnisse.

Verein Aufarbeitung Kinderverschickungen Baden-Württemberg e.V.
Initiator der Sendereihe ist der Verein Aufarbeitung Kinderverschickungen Baden-Württemberg e.V.  2021 startete die Kooperation mit SCALA TV. Eine vierteilige Sendereihe und ein Symposium wurden gemeinsam durchgeführt. 2022/2023 startet eine neue vierteilige Sendereihe.

„Als noch lebende Zeitzeugen eines noch nicht erzählten Kapitels der deutschen Nachkriegsgeschichte wollen wir mit unserer Aufarbeitung ins Heute und Morgen hineinwirken. Wir haben feine Antennen für individuellen und institutionellen Machtmissbrauch entwickelt, der an „Schwächeren“ ausgelebt wird. Durch unseren Gang an die Öffentlichkeit treten wir dafür ein, dass die Gesellschaft sensibler und empathischer im Umgang vor allem mit Kindern und anderen hilfsbedürftigen Menschen wird.“ Der Verein ist Ansprechpartner und Anlaufstelle für Betroffene, Angehörige und Interessierte. Kontaktaufnahme unter www.verschickungsheime-bw.de und mail@verschickungsheime-bw.de